Aus dem echten Leben

Lars, 62 – Kein fester Schreibtisch mehr? So habe ich mir das nicht vorgestellt!

In dieser Rubrik schreibe ich über Fälle, die an echte Arbeitssituationen angelehnt sind. Vielleicht erkennt sich der ein oder andere wieder und profitiert von den hier skizzierten Lösungen.

„Mein Schreibtisch war wie mein zweites Zuhause – meine persönliche Festung! Da stand mein Kalender, meine Familie lächelte mich von Fotos an, und ich wusste immer, wo alles ist. Und Jetzt? Jetzt muss ich morgens erst mal schauen, wo überhaupt ein Platz frei ist! Und wenn ich Pech habe, sitze ich irgendwo in der Ecke, mit Leuten, die ich kaum kenne.“

Lars ist seit über 30 Jahren in einem mittelständischen Unternehmen tätig. Er hat sich hochgearbeitet, kennt jede Ecke der Firma und war immer ein verlässlicher Ansprechpartner für Kolleginnen und Kollegen. Aber jetzt, mit 62 Jahren, fühlt er sich plötzlich fremd in seiner eigenen Firma. Der Grund: Das neue Desksharing-Konzept in Verbindung mit flexiblen Arbeitszeiten und -orten. 

Lars gibt zu, dass er das Desksharing-Konzept anfangs nicht so richtig ernst genommen hat, da er dachte, dass dieses Konzept eher für die „jüngeren“ gelten würde, die häufiger von zu Hause arbeiten. Für ihn ist klar: Arbeit – geht nur im Büro. Als deutlich wurde, dass diese Regelung für alle gilt, beginnt die Arbeitsweise für ihn zum elementaren Problem zu werden. 

„Es geht nicht nur um den Schreibtisch“, erklärt er weiter, „es ist dieses ständige Gefühl, nicht mehr richtig dazu zu gehören. Früher hatte ich meinen festen Platz – ich wusste, wo ich hingehöre. Jetzt wechsele ich jede Woche. Das ist nicht mein Stil! Ich mag Routine, ich mag Struktur. So konnte ich mich konzentrieren und gut arbeiten.“

Auf die Frage, ob er sich nicht an die flexiblen Arbeitszeiten und die Vorteile des Homeoffice gewöhnt habe, kann Lars nicht eindeutig antworten. Einerseits erkennt er an, dass es für einige der Kollegen oder Kolleginnen praktisch sein kann, nicht immer ins Büro kommen zu müssen. Andererseits fehlt ihm der Austausch und er vermisst es seine Kollegen und Kolleginnen jeden Tag zu sehen.

Lars hat sich mit seinem „Schreibtisch-Problem“ an seine Führungskraft gewendet. Diese hat Lars ernst genommen, wollte eine Lösung allerdings nicht individuell für Lars finden. Stattdessen gab es einen Aufruf im gesamten Unternehmen, wer sich mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sieht. Insgesamt haben sich weitere fünf Mitarbeitende gemeldet. Diese sitzen nun gemeinsam in einem Büro und haben ihre fest zugewiesenen Schreibtische. Diese Lösung wird sowohl von der Geschäftsführung wie auch denjenigen getragen, die nach wie vor Desksharing nutzen – allerdings dann in anderen Räumlichkeiten. 

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