Arbeiten von zu Hause

„Warum gesagt ist nicht verstanden“ vor allem für die Arbeit im Homeoffice gilt. 

Die Digitalisierung hat das Arbeiten im Homeoffice längst zu einem festen Bestandteil moderner Arbeitsstrukturen gemacht. Während flexible Arbeitsmodelle viele Vorteile bieten, bringt das Arbeiten auf Distanz auch neue Herausforderungen mit sich – insbesondere in der zwischenmenschlichen Kommunikation. Hierbei wird oft übersehen, dass ein Phänomen aus der Verhaltensforschung, das „Dilemma der Kommunikation“ nach Konrad Lorenz, uns wertvolle Einsichten geben kann, um diese Herausforderungen zu verstehen und zu bewältigen. 

Was ist das „Dilemma der Kommunikation“?

Konrad Lorenz, einer der Begründer der Verhaltensforschung, untersuchte nicht nur das Verhalten von Tieren, sondern auch das der Menschen. Ein zentraler Aspekt seiner Arbeit war das „Dilemma der Kommunikation“. Es beschreibt die Schwierigkeit, dass Botschaften auf mehreren Ebenen gleichzeitig übermittelt werden – sowohl verbal als auch nonverbal – und dass es oft zu Widersprüchen zwischen diesen Ebenen kommen kann. So können etwa Worte etwas Freundliches ausdrücken, während Mimik oder Körpersprache das Gegenteil signalisieren. Dies führt zu Verwirrung, Missverständnissen oder gar Konflikten.

Im klassischen Büroalltag erhalten wir zahlreiche nonverbale Signale, die uns dabei helfen, die Botschaften unserer Kollegen besser zu verstehen. Ein Lächeln, ein Kopfnicken oder der Tonfall einer Aussage können entscheidend dazu beitragen, wie wir eine Nachricht wahrnehmen. Doch im Homeoffice, wo die Kommunikation häufig über digitale Kanäle wie E-Mails, Chats oder Videokonferenzen erfolgt, fehlen viele dieser wichtigen nonverbalen Elemente. Das „Dilemma der Kommunikation“ wird dadurch besonders spürbar.

Das Dilemma im Homeoffice

Im Homeoffice sind wir häufig auf schriftliche Kommunikation angewiesen, bei der Mimik, Gestik oder der Tonfall völlig wegfallen. Diese Einschränkungen verschärfen das „Dilemma der Kommunikation“, da wir nur noch die verbale Ebene zur Verfügung haben. Eine kurze E-Mail oder Chat-Nachricht mag effizient erscheinen, doch ohne die begleitenden nonverbalen Signale besteht die Gefahr, dass sie falsch interpretiert wird. Ein knapper Kommentar kann etwa als unhöflich oder abweisend empfunden werden, auch wenn er neutral oder freundlich gemeint war.

Selbst Videokonferenzen bieten oft nur einen begrenzten Ersatz für die nonverbale Kommunikation. Kameraqualität, verzögerte Übertragungen und der Fokus auf den Bildschirm können subtile Signale verwischen, die in einem persönlichen Gespräch deutlicher wären. Dies führt dazu, dass Beziehungen kühler erscheinen und das Vertrauen unter den Teammitgliedern beeinträchtigt werden kann – ein Risiko, das für erfolgreiche Zusammenarbeit gravierende Folgen haben kann.

Wie lässt sich das „Dilemma der Kommunikation“ im Homeoffice lösen?

Um das „Dilemma der Kommunikation“ im Homeoffice zu entschärfen, gibt es verschiedene Ansätze, die bewusst in die digitale Arbeitswelt integriert werden können:

  1. Mehr Bewusstsein für nonverbale Signale: Videokonferenzen sollten bewusst so gestaltet werden, dass sie nonverbale Signale besser transportieren. Dazu gehört, aktiv auf Mimik und Gestik zu achten, Augenkontakt zu suchen und die Kamera entsprechend zu positionieren. Auch wenn der virtuelle Raum nie vollständig die zwischenmenschliche Nähe eines persönlichen Gesprächs ersetzen kann, kann dies helfen, zumindest einige nonverbale Elemente zurückzugewinnen.
  2. Raum für informelle Kommunikation schaffen: Neben den rein arbeitsbezogenen Meetings sollten im Homeoffice auch Gelegenheiten für informelle Gespräche geschaffen werden. Virtuelle „Kaffeepausen“ oder lockere Check-ins können dabei helfen, die sozialen Bindungen im Team zu stärken. Diese informellen Momente sind im Büroalltag selbstverständlich, doch im Homeoffice müssen sie bewusst gefördert werden, um das Gemeinschaftsgefühl aufrechtzuerhalten.
  3. Regelmäßige Reflexion der eigenen Kommunikation: Es ist wichtig, sich selbst regelmäßig zu fragen, wie die eigene Kommunikation bei anderen ankommt. Stimmen meine Worte mit meinen nonverbalen Signalen überein? Werde ich klar verstanden? Diese Selbstreflexion hilft dabei, Missverständnisse zu vermeiden und das „Dilemma der Kommunikation“ zu minimieren.

Das „Dilemma der Kommunikation“ bewusst adressieren

Die digitale Arbeitswelt stellt uns vor neue kommunikative Herausforderungen, doch mit einem bewussten Umgang können wir diese meistern und das „Dilemma der Kommunikation“ erfolgreich überwinden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert