Raus aus dem Home-Office: Kommt jetzt die RTO-Policy?
Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren durch die Corona-Pandemie grundlegend verändert. Was früher als Ausnahme galt, ist heute für viele zur Normalität geworden: Dezentrales Arbeiten und Remote-Work. Doch jetzt, wo sich die Lage normalisiert hat, führen viele Unternehmen sogenannte “Return-to-Office” (RTO) Policies ein. Diese verpflichten ihre Mitarbeitenden, zumindest teilweise wieder ins Büro zurückzukehren. Doch nicht alle Mitarbeitenden sind davon begeistert.
RTO – Zurück ins Büro oder Kündigungsgrund?
Immer mehr Unternehmen setzen auf klare Regelungen, um ihre Mitarbeitenden wieder in die Büroräume zu holen. Ein prominentes Beispiel ist die Deutsche Bank, die von ihren Mitarbeitenden verlangt, mindestens drei Tage pro Woche im Büro zu sein. Führungskräfte wie Managing Directors müssen sogar an vier Tagen präsent sein. Auch SAP hat angekündigt, ab April eine Rückkehrpflicht einzuführen.
Aber diese Entscheidungen stoßen auf Widerstand. Viele Arbeitnehmer haben sich längst an die Flexibilität des Homeoffice gewöhnt und möchten diese auch in Zukunft beibehalten. Laut einer Studie der Europäischen Zentralbank (EZB) wünschen sich 30 Prozent der Beschäftigten, regelmäßig von zu Hause arbeiten zu können. Für einige ist eine verpflichtende Rückkehr ins Büro sogar ein Grund, das Unternehmen zu verlassen.
Die Frage, ob eine Rückkehrpflicht sinnvoll ist, sollte auch im Kontext von Diversität, Gleichstellung und Inklusion (DE&I) betrachtet werden. Eine flexible Arbeitszeitgestaltung wird zunehmend als wichtiger Bestandteil von DE&I-Maßnahmen wahrgenommen. Starre Bürozeiten könnten hier kontraproduktiv wirken und den Zugang zu gleichberechtigten Karrierechancen erschweren.
Produktivität und Zufriedenheit: Das Homeoffice überzeugt
Eine Umfrage der Technischen Universität Darmstadt unter Wissensarbeitenden zeigt, dass das Homeoffice nicht nur auf produktiver Ebene überzeugt, sondern auch die Zufriedenheit der Mitarbeitenden steigert. Demnach berichten 62 Prozent der Befragten von einer höheren Qualität ihrer Arbeit im Homeoffice. Die Möglichkeit, den idealen Arbeitsort selbst zu wählen, hat diese Zahl im Vergleich zu früheren Erhebungen sogar weiter verbessert.
Darüber hinaus scheint das Homeoffice auch einen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit zu haben. 81 Prozent der Remote-Arbeitenden gaben an, mit ihrem Arbeitsalltag zufrieden zu sein, während nur 57 Prozent der Büroangestellten dasselbe von sich behaupteten. Der Hauptgrund für diese höhere Zufriedenheit liegt in der verbesserten Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, was für 72 Prozent der Befragten das entscheidende Argument für die Arbeit von zu Hause aus ist.
Die Zukunft der Arbeit – Flexibilität als Schlüssel
Angesichts der klaren Vorteile, die das Homeoffice sowohl in Bezug auf Produktivität als auch auf die Zufriedenheit bietet, stellt sich die Frage: Warum wollen viele Unternehmen zurück zur alten Normalität? Sicher, für manche Arbeitsbereiche und bestimmte Aufgaben mag die Präsenz im Büro sinnvoll sein. Aber die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass Flexibilität der Schlüssel zu einer modernen Arbeitswelt ist, die den Bedürfnissen der Mitarbeitenden gerecht wird.
In einer Welt, die sich in ständiger Transformation befindet – geprägt von den Unsicherheiten und Komplexitäten der VUKA- und BANI-Welt – sollten Unternehmen darauf bedacht sein, ihre Arbeitsmodelle anzupassen. Flexibilität fördert nicht nur die Zufriedenheit und Produktivität der Mitarbeitenden, sondern ist auch ein entscheidender Wettbewerbsfaktor im Kampf um Talente.
Fazit: Das richtige Maß finden
Die Implementierung von RTO-Policies mag für einige Unternehmen notwendig sein, um den Teamgeist zu fördern und den persönlichen Austausch zu stärken. Doch eine vollständige Rückkehr ins Büro ist für viele Mitarbeitende kein attraktives Modell mehr. Statt starre Regeln zu setzen, sollten Unternehmen auf hybride Arbeitsmodelle setzen, die den Mitarbeitenden die Freiheit geben, ihre Arbeit so zu gestalten, dass sie sowohl produktiv als auch zufrieden sind. Flexibilität ist dabei der Schlüssel zum Erfolg – für das Unternehmen und seine Mitarbeitenden gleichermaßen.
Die Zukunft der Arbeit wird flexibel und hybrid sein. Jetzt ist es an der Zeit, Arbeitsmodelle zu schaffen, die diese neue Realität reflektieren und den Menschen ins Zentrum stellen.