Aus dem echten Leben

Steffen, 58 Jahre: Home-Office war meine Rettung: Ich arbeite nicht nur viel effektiver, sondern habe auch endlich Ruhe vor den Kollegen.

In dieser Rubrik schreibe ich über Fälle, die an echte Arbeitssituationen angelehnt sind. Vielleicht erkennt sich der ein oder andere wieder und profitiert von den hier skizzierten Lösungen.

„Das frühe Aufstehen um wenigstens ein paar Stunden ungestört und konzentriert arbeiten zu können, hat ein Ende. Und auch die lästigen Fragen der Kollegen muss ich mir nicht mehr gefallen lassen. Home-Office ist super!“ 

Steffen ist 58 Jahre alt und arbeitet als Grafiker in der Marketing-Abteilung eines mittelständigen Unternehmens. Sein daily business ist das Layout der unternehmensspezifischen Publikationen. Hierfür ist er zwar auf die Zuarbeit seiner Kolleginnen und Kollegen angewiesen, der Prozess hierzu ist jedoch klar definiert. Steffen sagt von sich selbst, dass Small-Talk so gar nicht sein Ding ist und fühlt sich daher im Home-Office mit so wenig Kontakt wie möglich sehr wohl. Und seit dem Steffen im Home-Office arbeitet, scheinen auch die Projekte in der vorgegebenen Zeit ohne Verzögerung fertig zu werden. 

Klingt doch alles prima, wo ist das Problem? Auf den ersten Blick scheint die Home-Office-Lösung eine Win-Win-Situation für beide Seiten zu sein. Der Mitarbeiter ist zufrieden und die Projekte scheinen sogar besser zu laufen. Die Frage ist allerdings: Was würde passieren, wenn die klar definierten Prozesse aufgebrochen werden und sich das Arbeitsmuster von Steffen verändern müsste? Steffen scheint in dem ihm vorgegebenen Rahmen sehr effektiv und konzentriert arbeiten zu können. Wichtig ist jedoch, dass er flexibel bleibt und dazu gehört, dass er den Anschluss nicht verliert. Zu diesem Anschluss gehören auch die Kolleginnen und Kollegen. Der von ihm ungeliebte Small-Talk im Büro hat für seine Kolleginnen und Kollegen jedoch eine wichtige Funktion. Sich aus solchen Ritualen vollständig „herauszuziehen“ kann für denjenigen, der das tut mitunter nachteilig sein. Denn Kommunikation hat nicht nur die Funktion des „Austauschs von Informationen“ sondern spielt auch eine zentrale Rolle bei der sozialen Interaktion – vor allem in Teams.

Spielregeln für die Kommunikation festzulegen, kann hier hilfreich sein. Nicht jeder Mitarbeitende ist an den Wochenendaktivitäten seines Kollegen interessiert, aber wer zu wenig von sich preis gibt kann schnell als „Sonderling“ abgestempelt werden. Hier ist Feingefühlt gefragt, wenn es darum geht, als Vorgesetzter die Dynamik eines Teams auch beim dezentralen Arbeiten aufrecht zu erhalten. 

In diesem Fall ist der Vorgesetzte frühzeitig aktiv geworden und hat für alle Teammitglieder am Montag morgen ein verbindliches Team-Meeting als Videokonferenzen aufgesetzt. Zeitlich begrenzt auf 45 Minuten, inhaltlich jedoch völlig frei, wurde die Moderation jeden Montag an ein anderes Team-Mitglied übergeben. Zunächst fand Steffen die Maßnahme überflüssig, lernte jedoch nach ein paar Malen, diesen Termin auch für sich und seine Arbeit zu nutzen. Natürlich ging es zunächst bei „seinem Montags-Meeting“ um arbeitsrelevante Themen, nach und nach konnte er sich jedoch „entspannen“ und steuerte einen Teil seines Privatlebens beim Montags-Meeting bei.

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